Was ist krankhaftes Spielverhalten?

In den anerkannten internationalen Klassifikationssystemen psychischer Störungen (ICD-11 und DSM-5) ist krankhaftes, also pathologisches Spielverhalten aufgeführt und entsprechend als behandlungsbedürftige Krankheit anerkannt. Sie drückt sich demnach in einem dauerhaft fortgeführten und unkontrollierten Spielverhalten aus, welches trotz negativer sozialer Begleiterscheinungen fortgeführt wird. Merkmale pathologischen Spielverhaltens sind unter anderem: dauerhafter Kontrollverlust, erfolglose Versuche, das Spielen einzuschränken oder dauerhaft einzustellen, sowie Entzugserscheinungen. In Unterscheidung hiervon ist unter dem so genannten problematischen Spielverhalten auffälliges Spielverhalten ohne Krankheitswert zu verstehen.

Laut des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-5) liegt ein pathologisches Spielverhalten dann vor, wenn mindestens vier der folgenden Kriterien innerhalb eines Zeitraums von mindestens zwölf Monaten vorliegen:

  1. Notwendigkeit des Glücksspielens mit immer höheren Einsätzen, um eine gewünschte Erregung zu erreichen;
  2. Unruhe und Reizbarkeit bei dem Versuch, das Glücksspielen einzuschränken oder aufzugeben;
  3. wiederholte erfolglose Versuche, das Glücksspielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben;
  4. starke gedankliche Eingenommenheit durch Glücksspielen (z. B. starke Beschäftigung mit gedanklichem Nacherleben vergangener Spielerfahrungen, mit Verhindern oder Planen der nächsten Spielunternehmung, Nachdenken über Wege, Geld zum Spielen zu beschaffen);
  5. häufiges Glücksspielen in belastenden Gefühlszuständen (z. B. Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Angst, depressive Stimmung);
  6. Rückkehr zum Glücksspiel am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen;
  7. Belügen anderer, um das Ausmaß der Glücksspielaktivitäten zu vertuschen;
  8. Gefährdung oder Verlust einer wichtigen Beziehung, eines Arbeitsplatzes, von Ausbildungs- oder Aufstiegschancen aufgrund des Glücksspielens;
  9. Verlassen auf finanzielle Unterstützung durch andere, um die durch das Glücksspielen verursachte finanzielle Notlage zu überwinden

Wie entstehen Probleme durch Glücksspielen?

Für problematisches und pathologisches Glücksspielverhalten gibt es nicht eine oder mehrere klar definierbare Ursachen. Es gibt jedoch verschiedene Risikofaktoren. Bei einer ungünstigen Kombination aus mehreren dieser Risikofaktoren kann sich eine individuelle glücksspielbezogene Problematik entwickeln.

Ob ein Mensch ein erhöhtes Risiko dafür aufweist, problematisches oder krankhaftes Spielverhalten zu entwicklen, wird von mehreren individuellen Faktoren beeinflusst, beispielsweise: 

  • eine mögliche genetische Veranlagung,
  • traumatische Erfahrungen und Belastungen in der Lebensgeschichte, 
  • aktuelle Belastungen und Krisensituationen,
  • individuelle Wesenszüge, wie impulsives Verhalten oder Schwierigkeiten im Umgang mit Konflikten.

Diese Merkmale können, müssen aber nicht zwangsläufig zur Entwicklung problematischen oder kranhaften Spielverhaltens führen.

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